Was ist nochmal ein Elfmeter?!

Zuletzt aktualisiert: 15.04.2024

Im Sport stehen die Entscheidungen der Begegnung nicht selten auf Messers Schneide. Auch im Fußball ist das natürlich so. Abhilfe schafft hier bekanntlich in letzter Instanz das Elfmeterschießen. Doch auch in den regulären 90 Minuten einer Partie kann es bereits zu einem Elfmeter kommen. Dabei gibt es keine Entscheidung im Fußball, oder in einer anderen Sportart, welche die Menschen so sehr schneidet, wie ein Elfmeter. Oftmals ist es dieser entscheidende Moment zwischen Sieg und Niederlage. Ruhm und Häme liegen nah beieinander, so dass schon ein klitzekleiner Fehler über die Gefühlslage einer ganzen Nation entscheiden kann. Man denke nur zurück an den entscheidenden Elfmeter von Roberto Baggio bei der Weltmeisterschaft 1994, als Italien im Elfmeterschießen gegen Brasilien unterliegt. Hätte Baggio den Ball verwandelt, wäre Italien Weltmeister und die Fußballgeschichte eventuell eine ganz andere. Für Baggio hatte der Schuss in jedem Fall Auswirkungen, denn in Erinnerung bleibt er ewig als derjenige, der den entscheidenden Elfmeter vergab. Wir schauen uns den Elfmeter und seine Entstehung noch einmal genauer an. In diesem Zusammenhang erinnern wir uns auch zurück an unvergessene Elfmeter, die besten Elfmeterschützen aller Zeiten und natürlich auch an kuriose Ereignisse.

 

Der Elfmeter – Erst seit 1902 vollständig

Als Mutterland des Fußballs gilt ja bekanntlich England. Dennoch wurden einige wichtige Entscheidungen ganz wo anders getroffen. Der Elfmeter zum Beispiel wurde 1891 in Irland erfunden. Als Erfinder gilt ein ehemaliger Hobby-Sportler aus Irland, der in seiner Freizeit als Torwart einer Fußballmannschaft aktiv war. Als Ausgleich für unfaires Verhalten sollte seiner Meinung nach die gegnerische Mannschaft einen Elfmeter erhalten. Nach einigen Diskussionen setzte sich dieser Entschluss tatsächlich beim irischen Fußballverband durch, der den Strafstoß daraufhin flächendeckend einführte. In Deutschland wurde der Elfmeter 1893 eingeführt, allerdings nicht so, wie wir ihn heute kennen. Statt einem Punkt im Strafraum befand sich damals eine ganze Linie auf dem Feld. Diese verlief von der einen Seite zur anderen und konnte auf jeder Position für die Ausführung wahrgenommen werden. Auch der Torwart durfte damals seinen Kasten noch mehr als fünf Meter weit verlassen. Ersetzt wurde die sogenannte „Sühnelinie“ erst im Jahr 1902 durch den Elfmeterpunkt.

Das Verhalten des Torhüters sorgte ebenfalls lange für hitzige Diskussionen. 1906 wurde festgelegt, dass ein Torwart seine Linie bei der Ausführung nicht verlassen darf. Bewegen durfte er sich auf dieser aber nur bis 1929, denn dann wurde auch die Bewegung auf der Linie verboten. 1997 hob man dieses Verbot wieder auf, so dass der Keeper sich auf der Torlinie während eines Elfmeters frei bewegen kann.

 

Wann gibt es einen Elfmeter?

Aus dem Spiel heraus wird ein Elfmeter dann gegeben, wenn die verteidigende Mannschaft im eigenen Strafraum unfair zu Werke geht. Dies ist dann gegeben, wenn ein absichtliches Handspiel vorliegt, oder aber der Verteidiger einen angreifenden Spieler foult. Im Prinzip werden alle Entscheidungen im Strafraum, die auf dem Rest des Feldes einen Freistoß nach sich ziehen würden, mit einem Elfmeter bewertet. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es keine besondere Schwere des unfairen Spiels bedarf. Anders als häufig kommentiert, handelt es sich bei einem Regelverstoß um einen Regelverstoß. Diese ist zwangsläufig im Strafraum mit einem Elfmeter zu ahnden. Darüber hinaus kann der Schiedsrichter noch entscheiden, ob er eine persönliche Strafe gegen den Verursacher ausspricht.

Ist ein Fußballspiel nach 120 Minuten (90 Minuten reguläre Spielzeit + 30 Minuten Nachspielzeit) nicht entscheiden, so wird ebenfalls auf die Elfmeter zurückgegriffen. In diesem Fall werden fünf Schützen aus jeder Mannschaft bestimmt, die dann in abwechselnder Reihenfolge den Sieger der Partie ausschießen.

 

Die Ausführung des Elfmeters

Geschossen wird der Elfmeter nicht wirklich aus elf Metern. Stattdessen befindet sich der Punkt genau 10,9728 Meter von der Torlinie entfernt. Während der Ausführung dürfen sich innerhalb von 9,15 Metern rund um den Ball nur der ausführende Spieler, der Torwart und der Schiedsrichter befinden. Alle anderen Spieler stehen Außerhalb des Strafraums, bzw. außerhalb des Teilkreises am Strafraum, der die 9,15 Meter markiert. Damit ein Strafstoß korrekt ausgeführt wird, muss der Torwart sich mit seinem Gesicht in Richtung des ausführenden Spielers gedreht haben. Außerdem muss er sich auf der Torlinie befinden, darf sich auf dieser aber bewegen. Alle anderen Spieler dürfen nicht in Richtung des Balls laufen, bevor der Schütze diesen berührt hat. Erlaubt ist es, während des Schusses eine Finte auszuführen. Allerdings nur dann, wenn noch kein Fuß schussbereit neben dem Ball positioniert wurde.

Übrigens: Eine Regel die nur wenige kennen, ist die Regel des zweiten Kontakts. Der ausführende Spieler darf nach seinem abgegebenen Elfmeter nämlich nicht als zweiter Spieler wieder den Ball berühren. Beispiel: Spieler A schießt den Elfmeter auf den Torwart. Dieser lässt den Ball nach vorne abprallen und Spieler A erzielt im Nachschuss ein Tor – das wäre korrekt. Schießt Spieler A den Ball aber an die Latte oder den Pfosten, so darf er keinen Nachschuss erzielen. Erzielt Spieler A trotzdem einen Treffer, so gibt es Strafstoß für die verteidigende Mannschaft.

 

Drin oder daneben? Psychologische Einflüsse

Um die Ausführung des Elfmeters ranken sich viele Mythen. Zahlreiche Torhüter behaupten, sie könnten vorher sehen, in welche Ecke der Schütze schießen wird. In der Tat gibt es bei einem Elfmeter zahlreiche Einflüsse, die zwischen Erfolg und Misserfolg unterscheiden. Ein wesentlicher Faktor sind hier natürlich vor allem die Nerven. Auch wenn es nicht so aussieht, so sind die Torhüter in der deutlich besseren Ausgangsposition. Bei einem Elfmeter rechnet jeder mit einem Tor, somit hat der Torhüter nichts zu verlieren. Auf den Schultern des Schützen jedoch lastet enormer Druck. Nicht selten versuchen die Keeper daher, die gegnerischen Spieler vor dem Schuss zu verunsichern. Dies passiert häufig durch Worte, aber auch durch Berührung des Balls und ähnlichem.

Auch wenn natürlich viel Glück bei einem Elfmeter entscheidet, so sind einige Torhüter als wahre Elfmeter-Killer bekannt. Neben der ehemaligen Bayern-Legende Kahn ist das vor allem auch der jetzige Bayern-Torwart Manuel Neuer. In der Bundesliga finden sich aber noch weitere starke Elfmeter-Keeper, die überdurchschnittlich oft einen Strafstoß parieren können.

 

Die besten Elfmeterschützen

Neben starken Torhütern gibt es natürlich auch eine ganze Reihe Spieler, die bei ihren Strafstößen keine Nerven zeigen und diese eiskalt verwandeln. International gelten vor allem Cristiano Ronaldo und Lionel Messi als ganz abgezockte Spieler. In der Bundesliga eilt vor allem Thomas Müller ein hervorragender Ruf als Schütze voraus. Einigen Spielern gelang es auch schon, überhaupt nie zu verschießen. Mehmet Scholl zum Beispiel hat alle seiner elf Elfmeter in der Bundesliga verwandelt. Erfolgreicher war da nur der „König“ Hans Joachim Abel. Der erzielte von 1972 an in der Bundesliga satte 16 Treffer per Elfmeter ohne dabei auch nur einen einzigen Fehlversuch zu landen.

Wie trickreich Lionel Messi beim Elfmeterschießen ist, sehen Sie hier. Das ist im Februar 2016 passiert.

Die Statistik der Elfmeter: Mehr als 75% sind drin

Der größte Faktor bei einem Elfmeter ist wohl das Glück. Dennoch haben die Schützen scheinbar deutlich höhere Chancen auf einen Erfolg, denn rund 75-80 Prozent der antretenden Schützen verwandeln ihren Strafstoß. Bei Weltmeisterschaften liegt die Quote sogar noch höher. Ein Indiz für den Erfolg ist also zweifelsohne auch die Qualität des Schützen. Dennoch haben auch Mathematiker bereits errechnet, dass es für einen Torwart nahezu unmöglich ist, den Ball bei einem Strafstoß zu halten. Um sich einen Vorteil zu verschaffen, springen viele Torhüter daher bereits im Vorfeld in eine Ecke. Für den Schützen aber kann dies genau zur rechten Zeit kommen, denn er kann den Keeper einfach „ausgucken“. In der Mitte stehen zu bleiben ist generell eine schlechte Entscheidung des Torhüters, denn 90 Prozent aller Elfmeterschützen entscheiden sich für eine Ecke.

 

Elfmeter beim Wetten – Fluch und Segen zugleich

Für Wettfreunde sind Elfmeter ein zweischneidiges Schwert. Zum einen können sie den gewünschten entscheidenden Treffer in den letzten Minuten des Spiels bringen, zum anderen kann eine unglückliche Aktion im Strafraum aber auch den eigenen Wettschein kosten. Nicht selten sind eindeutige Spiele durch einen Elfmeter vollkommen gekippt. Besonders ärgerlich für die Sportwetter ist natürlich, dass sich ein Elfmeter nur schwer voraussagen lässt. In jedem Spiel muss daher zwangsläufig mit einer solchen Entscheidung gerechnet werden, die im schlimmsten Fall die eigene Mannschaft in einen deutlichen Nachteil verschiebt.

 

Kurioses rund um den Elfmeter

Mit dem Laufe der Zeit hat sich der Elfmeter immer mehr im Fußball verankert. Heute gehört er ebenso dazu, wie eine Ecke oder ein Einwurf. Allerdings sorgen die Elfmeter auch immer wieder für kuriose Ereignisse auf dem grünen Rasen. 2006 zum Beispiel erkannte ein Schweizer Schiedsrichter, dass der Elfmeterpunkt im Stade de Suisse lediglich zehn anstatt elf Meter von der Torlinie entfernt war. Bereits vorher wurden hier mehrere Super-League-Spiele ausgerichtet, bei denen der Fehler aber unbemerkt blieb. Ebenfalls im Jahr 2006 fand auch ein ganz kurioses Elfmeterschießen zwischen Deutschland und Argentinien statt. Bei der WM im eigenen Land bekam Jens Lehmann vor dem Elfmeterschießen einen Zettel mit den Schusstechniken der Gegner überreicht. Der deutsche Keeper hielt daraufhin zwei der vier Strafstöße. Der interessanteste Fakt rund im die Elfmeter stammt aber von den Färöer Inseln. Hier ist es nämlich erlaubt, dass ein Spieler den Ball während der Ausführung festhält. Der Grund dafür sind ganz einfach die starken Winde, die über den Färöern ziehen.

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